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Was Kinder so denken
 und zu sagen wissen

 

Praxis-Beispiele aus
Schule und Kindergarten

wird gelegentlich noch erweitert

   

Beispiele aus Primarschulen und Kindergärten

In meiner Zeit als Dozentin am Kindergärtnerinnenseminar und der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) gehörte es für alle Studierenden dazu, sich einmal selber an einen Philosophier-Versuch mit Kindern zu wagen. Diese Versuche wurden ausführlich vorbereitet (siehe Anleitungen im Kapitel über das Philosophieren mit Bilderbüchern) und dann meistens in einem der Praxiskinder-gärten oder Primarschulklassen abgehalten und aufgezeichnet (Audio). In der Nachbearbeitung entdeckte so manche/r Student*in oft überraschende Aussagen der Kinder, die Sie in den Dokumentationen der Studierenden bei den transkribierten Gesprächsauszügen nachlesen können.
 

Zum Beispiel Thema "Sprache und Gefühle" (Primarschule)    

Zum Beispiel Thema "Umgang mit Wut" (Primarschule)  

Zum Beispiel Thema "Glück suchen, Glück finden" (Primarschule)

Zum Beispiel Thema "Anderssein" (7-9 Jährige, in Schweizer Mundart)

Zum Beispiel Thema "Freundschaft" (3. und 4. Klasse)

Zum Beispiel Thema "Streit" (2. Klasse)

Zum Beispiel über das Thema "Zeit" (Kindergarten) 


 
Beispiel zum Thema Sprache und Gefühle (für die Primarstufe)

Die Studentin A. R. der Pädagogischen Hochschule Thurgau PHTG hat mit Unterstufenkindern über"Sprache - unser Wort-Schatz?" philosophiert, indem sie sich vom Bilderbuch „Die grosse Wörter-fabrik" von Agnès de Lestrade (Mixtvision Verlag, 2011) inspirieren liess. In diesem Buch geht es um den Wert von Sprache und die Bedeutung von echten Gefühlen.

Die Studentin schildert ihre didaktische Vorbereitung und das damit ausgelöste Gespräch. In ihrer Reflexion zeigt sie sodann die Kriterien, nach denen sie ihren ersten - sehr schön gelungenen! -philosophischen Praxisversuch reflektiert hat.

Hier geht's zum pdf über den Praxisversuch  Philosophieren mit 7-8-Jährigen über Wörter und Gefühle.
 
Direkt zu den Gesprächsauszügen

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Beispiel zum Thema Umgang mit Wut (für die Primarstufe)

Die angehende Primarlehrerin E.H. unternahm ihren ersten Praxisversuch zum Philosophieren mit Kindern in einer 2./3. Klasse zum Thema Wut. Dabei ist ein herrliches Gespräch entstanden, das zeigt, wie Kinder über die Frage "Ist Wut auch gut? Warum? Warum nicht?" denken.

In der Dokumentation können Sie nachlesen, wie die Studentin das Gespräch geplant und durchgeführt hat. 

Hier geht's zum pdf über den Praxisversuch  zum Thema Umgang mit Wut (Primarstufe)
 
Direkt zu den Gesprächsausschnitten  (dann ein wenig scrollen)

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Beispiel zum Thema Glück suchen, Glück finden aus dem Kindergarten:

Praxisversuch einer Studentin der PHTG mit dem Bilderbuch “Glück gesucht” von Ulrike Motschiunig und Nina Dulleck, Wien 2010 zu den grossen Fragen nach Sinn und Glück:

Wie könnte es uns gelingen, glücklich zu sein / das Glück zu finden?
Und was wäre dieses Glück überhaupt?
 
Die ausgezeichnete Vorbereitung ihres Versuchs, mit 4-5 Kindern einer 3. Klasse darüber zu philosophieren zeigt, worauf es ankommt, dass ein gutes Gespräch möglich wird. Mehrere längere Gesprächsausschnitte wurden protokolliert.

Hier geht's zum pdf über diese Dokumentation

Hier geht's direkt zum ersten Gesprächsauszug dieses Praxisversuchs (dann ein wenig scrollen)

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Beispiel zum Thema "Anderssein", 7-9 jährige, in Schweizer Mundart:

Zu diesem Thema, das für jede Gruppe von Menschen von Bedeutung ist, gibt es unzählige Kinderbücher. Indem die Protagonisten oft als Tiere agieren, kann sich jedes Kind, ob Bub oder Mädchen, problemlos damit identifizieren. Dass wir uns alle in verschiedenster Weise unterscheiden, gibt Anlass darüber nachzudenken: Wer oder was ist denn eigentlich "normal"? Das einzige schwarze Huhn in der weissen Schar hilft in dieser Arbeit, darauf Antworten zu finden.  

Hier geht's zum pdf über diese Dokumentation

Hier geht's direkt zum ersten Gesprächsauszug dieses Praxisversuchs 

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Beispiel zum Thema "Freundschaft" (3. und 4. Klasse):

Dieses Thema hat schon Aristoteles interessiert, und in jeder Schulklasse oder auch anderen Gemeinschaften gibt es dazu ganz viel zu philosophieren: z.B. die Frage, was denn ein "richtiger" Freund überhaupt sei (Begriffsarbeit) oder aber über den Wert von Freundschaften aller Art ...
Die Studentin hat hier die folgenden Fragen mit den Kindern bearbeitet: Warum sucht man sich eigentlich Freunde? Und: Wie wichtig ist es, dass sich Freunde ähnlich sind?

Hier geht's zum pdf über diese Dokumentation

Hier geht's direkt zum ersten Gesprächsauszug dieses Praxisversuchs (dann ein wenig scrollen)

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Beispiel zum Thema "Streit" (2. Klasse):

Wer hat diesen Satz noch nie gesagt oder vielleicht selbst gesagt bekommen in seiner Kindheit: Hört auf zu streiten! Streit ist unerwünscht bis beinahe verboten, obwohl jedes Kind weiss, dass es gar nicht ganz ohne Streit geht. Und was wissen Kinder noch darüber? Vielleicht sogar besser als wir gut meinenden Erwachsenen? Kann Streiten auch gut sein? Diese Frage untersuchten die Kinder einer 2. Klasse mit einer Studentin.

Hier geht's zum pdf über diese Dokumentation

Hier geht's direkt zum ersten Gesprächsauszug dieses Praxisversuchs (dann ein wenig scrollen)

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Beispiel zum Thema Zeit aus dem Kindergarten:

Die angehende Kindergärtnerin F.H. führte im Rahmen ihrer Ausbildung ein philosophisches Gespräch mit zwei Mädchen (S,T) und zwei Knaben (P,A) von 5 und 6 Jahren. Sie wählte als Thema eine Frage, welche sie sich auch selbst schon oft gestellt hatte:

Warum benötigen wir Menschen überhaupt Zeit? 
Oder brauchen wir sie vielleicht gar nicht unbedingt? 

Um die Kinder ans Thema heran zu führen, wählte sie das Bilderbuch von Vladimir Skutina:
Wo die Zeit wohnt (bohem press) und erzählte die Geschichte von der kleinen Karin: Diese hört von allen Familienmitgliedern die Ausflüchte „Keine Zeit! Keine Zeit!“, weshalb sie sich auf die Suche nach der Zeit macht. Das Kind glaubt, sie im Kirchturm finden zu können, weil dort die grosse Uhr ist, aber sie trifft nur den Uhrmacher an. Die beiden unterhalten sich so lange, bis Karin zu spät nach Hause kommen würde... wenn der „Herr Zeitgeist“ nicht wenigstens die Uhr still stehen lassen könnte. Aber hat er damit auch die Zeit angehalten?

 
Hier ein paar Auszüge aus dem Gespräch darüber:

F    Was glaubt ihr denn, wo die Zeit wohnt?

T    In grossen und kleinen Uhren, weil die Zeit ja überall ist. Einfach manchmal ein wenig anders.
      Zeit ist auch im Gräslein, in der Erde, unter dem Gras...

F   Ist die Zeit in dem Fall auch immer verschieden gross, weil sie ja in den verschiedensten Uhren 
     und an den verschiedensten Orten Platz hat?


A   Ja, die Zeit ist entweder gross oder klein.

P   Ja, beim grossen Zeiger ist sie gross und beim kleinen Zeiger klein.

S   Oder wenn sie grosse Zahlen hat, ist sie auch gross, die Zeit.

F   Aber wie könnte denn die Zeit auch noch aussehen? Hat sie vielleicht eine bestimmte Farbe?

S   Ja, schwarz.

F   Wieso ist die Zeit für dich schwarz?

S   Ja, weil sie schwarze Zahlen hat! Unsere Uhren haben schwarze Zahlen, deshalb ist auch die Zeit schwarz.

P   Ja, weisst du, die Zeit hat immer die Farbe, welche die Uhr hat.

A   Und wenn die Uhr bunt ist, dann ist auch die Zeit bunt. Manchmal hat die Zeit eben eine schöne Farbe
     und manchmal ist sie nicht so schön.

F   Wann hat denn die Zeit eine schöne Farbe? Oder wann nicht?

A   Die schöne Zeit, die vorbei geht, hat auch eine schöne Farbe. Und dann gibt’s auch eine nicht so schöne Zeit,
     zum Beispiel, wenn man auf etwas warten muss. Diese Zeit hat dann eine weniger schöne Farbe.

P   Ja, im Winter ist sie ganz weiss...

S   Und im Sommer bunt.

P   ...und vor Weihnachten wird sie dann immer etwas dunkler, weil man dann ganz lange warten muss,
     bis man die Geschenke bekommt.

F   T, wie würdest du denn die Zeit zeichnen? Wie sieht deine Zeit aus?

T   Zeit kann man gar nicht zeichnen!

F   Wieso meinst du, dass das nicht geht?

T   Ja, weil die Zeit ja immer vorbei geht, dann kann man sie doch gar nicht malen! Man kann sie nicht festhalten!
     Denn: Da ist Zeit und dort ist Zeit und überall ist sie, und sie geht immer vorbei. Man sieht sie ja gar nicht.

A   Doch, die Zeit auf dem Wecker kann man sehen, aber die Zeit, die immer vorbei geht, die kann man nicht sehen.

T   Und die Zeit, die man nicht sehen kann, das ist zum Beispiel die Zeit, die man braucht, um Velo fahren zu lernen.

 
Etwas später im Gespräch:

F   Karin aus der Geschichte meinte, die Erwachsenen hätten nie Zeit für die Kinder. Sie hätten viel weniger Zeit als die Kinder. Was denkt ihr? Wer hat mehr Zeit, die Kinder oder die Erwachsenen?

S   Die Kinder.

A   Nein, die Kinder müssen zur Schule und in den Kindergarten und in die Sekundarschule. Die Erwachsenen
     haben mehr Zeit, weil sie immer tun können, was sie wollen. Denen sagt niemand, wann sie schlafen gehen sollen.

T   Weisst du, eigentlich hat ja niemand mehr Zeit als jemand anders, weil der Tag ja immer gleich lang ist.
     Aber die Kinder haben mehr Zeit, weil sie weniger machen müssen.


F   Was wäre, wenn es plötzlich keine Zeit mehr gäbe?

A   Das wäre richtig schlimm! Dann würden alle sterben!


F   Wieso meinst du, dass wir alle sterben müssten?

A   Weil wir dann ja nicht mehr wüssten, wann wir frühstücken müssen. Dann verhungern wir alle und...

P   Ja, und wann wir zu Mittag essen oder Znüni oder Zvieri essen müssten...

S   Wir wüssten dann ja auch nicht mehr, wann wir in den Kindergarten gehen müssten.


F   Dann ist also die Zeit wichtig, damit wir wissen, wann wir essen müssen...

S   ...ja, und damit wir wissen, wie spät es ist.

A   Damit wir wissen, wann wir schlafen gehen sollen.

P   Aber dafür bräuchte es nicht unbedingt eine Zeit, denn es wird ja immer Tag –Nacht – Tag – Nacht,
     und wenn’s dunkel wird, dann weisst du, dass es Bettzeit ist.

T   Auch um zu wissen, wann man essen soll, braucht es nicht unbedingt eine Zeit. Wenn der Bauch knurrt,
     dann weiss man, dass man etwas essen muss.


F   Dann ist für euch die Zeit also doch nicht so wichtig?

 

A   Eigentlich nicht. Die Zeit auf dem Wecker, die braucht man ja wirklich nicht unbedingt. Weil jeder Mensch ja
     seine eigene Uhr hat, weisst du, für die Zeit, die man zum Leben hat. Diese Uhr sagt einem auch, wann man
     essen oder schlafen muss. Und diese Zeit sagt einem auch, wann man schwimmen oder Velo fahren lernen muss.

F   Und wann bekommt man denn diese Uhr?

A   Das weiss ich auch nicht so genau.

P   Die gibt einem der Liebe Gott, wenn man geboren wird. Und der Liebe Gott hat auch alle solchen Uhren im Himmel.
     Er hat einen sooo grossen Himmel (er kreist mit seinen Armen) und dort haben alle Uhren drin Platz. Weisst du, 
     wie diese Uhren heissen?

F   Nein, aber erzählst du es mir?

P   Ja. Die heissen Menschenuhren! Und wenn man stirbt, dann bekommt man seine Uhr zurück.

F   Aha, es gibt also neben der Zeit auf dem Wecker und der Zeit, die immer gerade vorbei geht noch eine
     dritte Zeit, und die wird von der Menschenuhr gemessen. Drei verschiedene Arten von Zeit, und jede ist für
     etwas wichtig. Alle sind für etwas gut. Wir brauchen alle drei zum Leben, würde eine fehlen, dann
     könnten wir nicht leben.


A   Nicht wahr, ausser der Zeit auf dem Wecker, die bräuchten wir nicht unbedingt, denn das ist ja die, welche alle
     nicht so gern haben...



Zur Abrundung dieses philosophischen Nachmittags bot die Kindergärtnerin den vier kleinen PhilosophInnen einen selbstgebackenen Schokoladekuchen an, der als „Uhr“ dekoriert war. Plötzlich meinte P zwischen dem Kauen: „Nicht wahr, jetzt haben wir alle wieder ein bisschen mehr Zeit in uns drin!“


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